Freitag der 13. ist kein Durchschnittstag! Manche glauben, daß er Unglücke anzieht, wieder andere halten es für einen Glückstag. Gehören Sie zu den wenigen, die komplett unbeeinflußt von solchen Volksglauben sind? Die meisten sind zumindest interessiert daran, wenn sie jemanden treffen, der von seinen persönlichen Unglückserfahrungen mit Freitagen, die auf einen 13. fallen berichtet. Insgeheim wollen wir alle wissen, was wirklich dran ist.
Üblicherweise verknüpfen wir Ereignisse miteinander, wenn sie zeitgleich stattfinden, sogar dann wenn wir ganz genau wissen, daß es unabhängig voneinander ist. Je dramatischer das Ereignis war, desto stärker wird diese Verknüpfung werden. Natürlich spielt es auch eine Rolle wieviele Leute hierbei "mitmachen". Ein jüngeres Beispiel eines nicht mehr durchschnittlich wahrgenommenen Tages ist der 11. September.
Unabhängig von psychologischen Faktoren gründet sich die Methode bestimmten Tagen eine eigene Bedeutung zuzuweisen auf die "Tageswählerei", einer im alten Ägypten begründeten Orakel Methode. Jeder Tag des ägyptischen Jahres hatte eine Verknüpfung zu bestimmten Gottheiten, Festen und mythologischen Geschehnissen und hieraus folgende Schicksalsvorhersagen. Auch astrologische Vorhersagen hatten im Tageskalender ihren Platz. Für die Ägypter waren dies wichtige Aspekte ihres Weltbilds. Mythologie und Alltag verschmolzen zu einem. Zum Beispiel gab es im späteren ägyptischen Kalender fünf aufeinanderfolgende Zusatztage, welche aus den Jahren mit "nur" 360 Tagen 365 Tage machten, so daß die Kalender sich weniger verschoben. Diese Zusatztage waren (ähnlich unseren "Rauhnächten") zwischen die Jahre eingefügt und es handelte sich hierbei um die Geburtstage von Osiris, Horus, Seth, Isis und Nephthys. Diese fünf Götter, in dieser Reihenfolge an fünf aufeinander folgenden Tagen geboren, wurden eigentlich durch eine List von Toth auf die Welt gebracht. Als Nuit mit diesen fünf Göttern schwanger war, wollte Ra ihre Geburt verhindern. Er befahl, daß keines dieser Kinder an irgendeinem Tag des Jahres geboren werden könne. Toth spielte ein Würfelspiel mit dem Mond, der die Monate des Jahres besaß und gewann den 1/72 Teil jedes Tages. Er setzte diese Teile zusammen zu fünf ganzen Tagen, die nicht zum Jahr gehörten und fügte sie zwischen die Jahre ein.
So hatte dieses wichtige Ereignis in der Mythologie der ägyptischen Götter seinen Platz im Jahreslauf.
Tages- und Stundenvorhersagen haben über Agrippa und den Golden Dawn als "Planetenstunden" ihren Weg in die moderne Mysterientradition gefunden und spielen hier bei magischen Operationen eine Rolle. Wenn ich ein der Sonne zugeordnetes Ritual machen möchte, wäre es dann nicht hilfreich für mich zu wissen, welche Stunde des Tages von der Sonne regiert wird? Es gibt Tabellen, um dies herauszufinden, aber man kann es sich auch selbst herleiten.
Die Planetenstunden werden in zwölf Stunden eingeteilt von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Jeder Tag hat einen Tagesherrscher, welcher die erste Stunde dieses Tages beherrscht und vom Wochentag abhängig ist. Man ordnet die Sonne dem Sonntag zu, Mond - Montag, Mars - Dienstag, Merkur - Mittwoch, Jupiter - Donnerstag, Venus - Freitag, Saturn - Samstag. Danach wandern die Planetenstunden bis Sonnenuntergang in der folgenden Reihenfolge weiter: Sonne, Venus, Merkur, Mond, Saturn, Jupiter und Mars. Da die Zeit von Sonnenaufgang bis -Untergang vom Ort auf der Erde und der Jahreszeit abhängig ist, sind die Planetenstunden, bis auf die beiden Tag- und Nachtgleichen im Jahr, nicht genau 60 Minuten lang.
Darüber hinaus gab es schon immer Termine mit ihren eigenen Bedeutungen, wie z.B. die Jahreskreisfeste, die auch einen astronomischen Ursprung haben können, wie bei der Sommer- und Wintersonnwende, Tag- und Nachtgleiche, dies aber nicht haben müssen. Wenn die Anwendung solcher Tageskalender, Ereignisse und der jeweilige Glauben sich vermischen, entstehen Volksglauben wie der um den Freitag den 13.
Die 13 gilt als die heilige Zahl der Hexen. In anderen Kontexten ist sie stets die Zahl, die Unfrieden stiftet. Die zwölf symbolisiert eine vollständige Gemeinschaft oder Runde. Man denke an die 12 Apostel, die Götter des Olymp oder auch den Zodiak. Wenn diese Runde gestört wird, kommt ein störendes, Unheil stiftendes Element hinzu, ganz wie im Märchen von Dornröschen, als die dreizehnte Fee bei der Taufe ausgeladen wurde und daraufhin den Fluch über Dornröschen aussprach. "Teufelsdutzend" ist eine alte Bezeichnung, welche nicht zwölf sondern dreizehn meint und ebenfalls diesen Aspekt darstellt. Eigentlich ist das dreizehnte, die zwölf "störende" Element nicht automatisch negativ. Vielmehr stellt sie den Aspekt dar, daß etwas über das gewohnte hinaus geht und somit Neuland ergründet. Man denke an das 13. Große Arkanum im Tarot, die Karte des Todes. Leider betrachten viele eine Erweiterung des Gewohnten als Unheil. Die Helden in Geschichten und Mythen nehmen diesen Impuls auf als eine Transformation des Bisherigen und eine Chance zur Gestaltung des Kommenden. Wenn wir in unseren persönlichen Krisen uns diese Herangehensweise zu eigen machen, können wir viel aktiver und positiver auf radikale Ereignisse reagieren. So bedeutet die 13. Karte im Tarot nicht nur Tod, sondern auch Initiation.
Wahrscheinlich wurde der Freitag suspekt betrachtet, da in den Nächten von Freitag auf Samstag der "Hexensabbat" gefeiert wurde und auch der jüdische Shabbat Freitags beginnt. Der Freitag ist der Liebesgöttin Freya geweiht, was im prüden, christlichen Europa der vergangenen Jahrhunderte auch nicht gerade zu einem guten Ruf beigetragen hat.
Der Freitag der 13. wird übrigens nicht in allen Ländern gleich bewertet. In Japan, einem Land mit völlig anderen kulturellen Einflüssen gilt er zum Beispiel als Glückstag. Einheitlich ist, daß es jedes Jahr mindestens einen und höchstens drei davon gibt! Der nächste Freitag der 13. erwartet uns in drei Monaten.
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