Erdmagie ist die alte Magie des Landes. Wenn ich von Hexenkunst (englisch "Craft") spreche, dann meine ich "Naturmagie" d.h. den "alten Weg" wie manche es nennen. Ich rede nicht vom heutigen "Wicca".
Erdmagie ist die alte Magie des Landes. Erdmagie zu praktizieren bedeutet, eine intensive Beziehung zum Land aufzubauen. Diese Beziehung kann zu
einer intensiven Freundschaft werden und sie kann einem ebensoviel abverlangen wie eine persönliche Beziehung zu einem Menschen oder einem
Tier, ja, in einigen besonderen Fällen ist vielleicht sogar der Vergleich mit einer Heirat nicht falsch. In diesem Sinne möchte ich
Erdmagie als Freundschaft mit dem Land definieren, denn sie kann auf ihre Art ebenso erfüllend und lohnend sein wie die Freundschaft zu
einem Menschen oder einem Tier.
Heutzutage trifft man oft Leute, die einem erzählen, daß sie Hexen seien oder den alten Weg gehen, allerdings ohne mit einem bestimmten
Stück Land verbunden zu sein. Das ist etwa so, als würde jemand sagen, er wäre befreundet oder gar verheiratet, aber nicht mit
jemandem bestimmten, sondern mehr "so allgemein". Es mag sogar sein, daß sich jemand allgemein mit der Menschheit verbunden fühlt,
aber normalerweise beruht dies dann nicht auf Gegenseitigkeit. Und wenn diese Person nie eine enge Beziehung zu einem realen Menschen aufgebaut hat,
dann dürfte sie über keine oder nur sehr verkümmerte soziale Fähigkeiten verfügen. Ebenso ist es mit einer allgemeinen
Naturverbundenheit, gegen die eigentlich nichts einzuwenden ist. Allerdings gibt es bei ihr keine Resonanz auf seiten der Natur und sie führt
auch nicht zu einem gegenseitigen Austausch mit derselben. Anders ist es bei der Erdmagie. Der Erdmagier oder die Hexe haben eine intensive,
auf Gegenseitigkeit beruhende Verbindung mit dem Land. Das Land hat dabei Wünsche an den Erdmagier oder die Hexe und umgekehrt. Beide finden
dabei, was sie suchen: das Land und der Mensch. Wenn jemand, der auf diese Weise Erdmagie praktiziert und Erfahrung in der Erdmagie hat,
ein neues Stück Land betritt, dann wird er relativ schnell eine intensive Beziehung zu dem Land aufbauen können, ebenso wie einer,
der viel Umgang mit Menschen hat, schneller Freunde findet, weil er über die entsprechenden sozialen Fähigkeiten verfügt. Jemand,
der nur "naturverbunden" ist, hat nie gelernt, eine echte Beziehung zum Land aufzubauen, denn es gibt keine "allgemeine Erdmagie", genauso wie es
auch keine "unpersönliche Freundschaft" gibt. Magische Arbeit mit Prinzipien, die zur überpersönlichen Sphäre gehören,
ist ein Merkmal der hohen Zeremonialmagie und nicht der Erdmagie. Die Hexenkunst, Naturmagie oder Erdmagie bildet gewissermaßen ein
Gegenstück zur Zeremonialmagie, die eher auf die höheren Sphären gerichtet ist. Naturmagie schöpft ihre Kraft aus dem direkten
Kontakt mit dem Land, den Pflanzen und aus den vier Elementen, welche hier weniger als spirituelle Prinzipien, sondern als Naturkräfte
verstanden werden.
(Nebenbei: In der Zeremonialmagie gibt es ein vergleichbares Phänomen. Wenn jemand ein Eingeweihter der westlichen Mysterientradition ist, dann ist er das in einer ganz konkreten Traditionslinie. Es gibt keine allgemeinen Eingeweihten.)
An dieser Stelle ist es vielleicht notwendig, den Unterschied zwischen Erdmagie, Zeremonialmagie und Wicca zu verdeutlichen,
um klar zu definieren, was Erdmagie ist und was sie nicht ist. Vereinfacht gesagt ist Erdmagie niedere Magie und Zeremonialmagie hohe
Magie.1 Wicca ist eigentlich gar kein magischer Weg, sondern eine Religion mit magischen
Elementen.2 Wicca ist jedoch keine "alte Religion", sondern wurde von dem pensionierten britischen Beamten
Gerald Gardner in den späten 1940ern verbreitet und propagiert. Der Begriff Wicca taucht zum erstmals in seinem Buch "Witchcraft Today"
(publiziert im Jahre 1954) auf und ist wohl auf den angelsächsischen Begriff für einen männlichen Wahrsager
zurückzuführen. Die weibliche Form ist "Wicce" von der sich auch das englische allgemeine Wort "Witch" für eine (weibliche)
Hexe ableitet. Wicca ist ein modernes Konstrukt, das weder eine wirkliche Beziehung zum Land aufbaut, noch reicht es in die hohen Sphären
der rituellen Magie.3 Somit hat sich Wicca weder die Vorteile des einen Weges, noch die des anderen Weges zu
eigen gemacht. Der Grund für diese eigenartige Mischung liegt wohl vor allem in dem Einfluß von
Aleister Crowley4
auf Gerald Gardner, auch wenn viele Wicca-Anhänger das vielleicht nicht gerne hören. Diese sonderbare Mischung führt fast
zwangsläufig dazu, daß die Tiefen oder Höhen spiritueller Arbeit verschlossen bleiben. Ein und derselbe Mensch kann zwar sowohl
Erdmagie als auch hohe rituelle Magie praktizieren, aber er kann dies nicht gleichzeitig tun, genausowenig wie man gleichzeitig jemanden
um etwas bitten und es ihm befehlen kann - dieses Gleichnis soll nur illustrieren, warum man nicht beides gleichzeitig machen kann, es ist keine
angemessene Darstellung des Verhältnisses zwischen dem zeremonialmagischen und dem erdmagischen Weg. (Viele heutige Wicca-Anhänger
scheinen diesem Problem ausweichen zu wollen, indem sie sich mehr und mehr schamanischen Techniken zuwenden, aber auch der Schamanismus ist ein
eigenständige Weg, welcher sich nur dann erschließt, wenn man sich ganz darauf einläßt.)
Ich möchte übrigens keineswegs den Eindruck erwecken, daß ich Wicca grundsätzlich ablehne. Ich möchte nur betonen,
daß es nicht einfach ohne weiteres als Synonym für "Hexenkunst" stehen sollte. Für viele Menschen bietet es einen ersten Einstieg
in das Thema Magie und es macht dieses Thema populär, was ein großer Verdienst ist.
Ich will versuchen den Unterschied zwischen Erdmagie, Zeremonialmagie und Wicca durch eine Analogie zu veranschaulichen. Erdmagie ist,
als ob ich ein Stück Land bearbeite, um daraus fruchtbares Ackerland zu machen, um meine Familie und mein Dorf zu ernähren.
Zeremonialmagie ist, als ob ich auf dem Land einen Tempel baue, um so das höchste spirituelle Prinzip zu verehren und mich mit ihm zu
verbinden. Wicca ist, als ob ich für mich selbst einen Partyschuppen baue, um darin Familienfeste zu feiern, das ist an sich eine gute Sache
und keinesfalls etwas schlechtes, allerdings dient es weder dem Überleben noch dient es einem höheren Zweck.
Der Erdmagier baut eine tiefe Verbindung zu den Kräften des Landes auf, um in Einklang mit diesen zu leben. Der Zeremonialmagier baut eine
tiefe Verbindung zu den höchsten spirituellen Kräften auf, um im Einklang mit Gottes Willen zu leben und die Welt, in der er lebt,
zu wandeln. Wicca tut keines von beidem, denn Wicca ist eine exoterische Religion und kein esoterischer spiritueller Weg. Wicca ermöglicht
es dem Menschen, der sich mit den bekannten Konzepten von Religion nicht anfreunden kann, eine alternative Religionsform zu leben, die sich in
ihrer Symbolik sowohl aus Elementen der erdmagischen Tradition als auch aus Elementen der westlichen Mysterientradition bedient hat.
Jede Religion hat ihre spirituellen Wurzeln, und so sind aus der westlichen Mysterientradition die Religionen des Abendlandes entstanden und
bilden gewissermaßen einen Einstieg in die spirituellen Lehren.
Auch Wicca ist, wie gesagt, eine solche Religion (und sieht sich selbst als eine Religion) und kann ein Einstig für den spirituell
Suchenden sein und zwar sowohl zur Erdmagie als auch zur hohen Zeremonialmagie. Trotz der scheinbaren Präferenz der erdmagischen Symbolik
im Wicca steht die religiöse Praxis des Wicca, wie sie von Gardner begründet wurde, tatsächlich der Zeremonialmagie näher
als dem alten Hexenkult. Dies kommt nicht von ungefähr, denn Crowley, der Gardner inspiriert und vermutlich auch angeleitet hat,
war selbst Zeremonialmagier.4
Wicca wurde u.a. für Menschen geschaffen, die sich von der christlichen Kirche abgestoßen fühlen.5
Aleister Crowley hat Gardner bestärkt, Wicca zu entwickeln, weil er es als einen Weg gesehen hat, einige Inhalte seiner (d.h. Crowleys!)
Lehren zu verbreiten.6 Dabei war Wicca von vorneherein gar nicht dazu gedacht Menschen im Sinne eines esoterisch-spirituellen Schulungsweges auszubilden oder fortgeschrittene magische Kräfte in ihnen zu wecken. Im Gegenteil Crowley war gar nicht daran interessiert, daß fortgeschrittene magische Techniken über Gardner ihren Weg ins Wicca finden und aufgrund des weiter oben beschriebenen Dilemmas ist dies ohnehin nicht durchführbar. (Was nicht bedeuten soll, daß ein von Natur aus kraftvoller Menschen nicht einige interessante Effekte durch die Methoden des Wicca hervorbringen könnte, nur wird man auf diesem Wege eben weder eine tiefe Verbindung mit dem Land erfahren noch die höheren Sphären der Magie erreichen können.)
Die Rituale des Wicca sind religiöse Rituale, die nicht mehr oder weniger magisch sind als eine katholische Messe. Allerdings ist ihre
äußere Form im ersteren Fall von der Art, daß sie mehr solche Elemente beinhalten, die vom Durchschnittsmenschen mit dem Thema
Magie in Verbindung gebracht werden. Auch die Gebete oder Zeremonien anderer Religionen können unter Umständen einiges Bewirken,
aber sie sind deshalb noch lange nicht mit magischer Ausbildung gleichzustellen.
Zusammenfassend können wir also feststellen: Wicca ist für viele Menschen eine wertvolle Bereicherung ihres Lebens und die Gemeinschaft
dieser Religion füllt eine Lücke, die durch die Politik der Kirche entstanden ist, aber Wicca ist dennoch keine magische Ausbildung,
ebensowenig wie ein Theologiestudium oder ein katholisches Priesterseminar eine magische Ausbildung sind. Es ist ein äußerer,
d.h. exoterischer Weg, der leider sehr oft vorgibt oder den Eindruck erweckt, der innere, d.h. esoterische Kern zu sein und das ist sehr
bedauerlich, da es unter diesen Umständen natürlich oft genauso belächelt wird wie eine Grundschule, die vorgibt,
eine Universität zu sein. Dieses schlechte Verhältnis zwischen Wicca und sowohl dem Weg der Erdmagie einerseits als auch dem Weg der
hohen Magie andererseits wäre vermeidbar und ist darum um so beklagenswerter. Dieser Mißstand führt natürlich auch auf
Seiten der Suchenden zu Enttäuschungen. Viele Suchende, die sich zur alten traditionellen Naturmagie hingezogen fühlen,
wenden sich dem Wicca zu, weil sie glauben, der alte Weg existiert nicht mehr. Wenn sie die Begrenzungen des Wicca erleben, versuchen sie diese
durch Techniken aus anderen Kulturkreisen aufzufüllen, was selten zu besseren Ergebnissen führt. Der alte Weg ist jedoch keineswegs
ausgestorben, auch heute noch ist es möglich, die alte Hexenkunst zu erlernen.)
Zu diesem Thema haben wir auch ein Video erstellt!
Wenn man über dieses Thema spricht, dann stellen manche die Frage nach Einweihungen (Initiationen). Nicht selten kommt jemand daher, der sich
erst seit ein paar Jahren mit Magie beschäftigt, und nennt sich Hohepriester oder Hohepriesterin. Doch meiner Ansicht nach ist so etwas dann
einfach nur töricht. Ich selbst bin zwar ein Eingeweihter der westlichen Mysterien, aber das hat nichts mit Naturmagie, sondern mit der hohen
oder zeremoniellen Magie zu tun. (Wer mehr über die hohe Magie erfahren will, der lese meine
Einführung in die Magie.)
In der traditionellen Naturmagie wird solchen und anderen Titeln keine große Bedeutung zugeschrieben. Aufgrund der gänzlich anderen
Form der Magie sind solche Grade hier überflüssig, während sie im Gegenteil dazu in der Zeremonialmagie durchaus angebracht sind
und ihren Platz haben. Die verschiedenen Grade im Wicca sind meines Wissens nach erst unter dem Einfuß des komplexen Gradsystems des
"Hermetic Order of the Golden Dawn" durch Gerald Gardener eingeführt worden, der diese Gradsysteme durch die bereits erwähnte
Bekanntschaft mit Aleister Crowley kennengelernt hat. (Auch die Gradsymbolik der Freimaurerei hat hier sicher eine gewisse Rolle gespielt.)
Die Bezeichnung Hohepriester kommt auf dem alten Weg nicht vor. Jeder, der behauptet, den alten Weg zu gehen und der dadurch beeindrucken will,
daß er sich Eingeweihter, Priester oder gar Hohepriester nennt, der zeigt eigentlich damit nur, daß er wenig oder gar nichts vom alten
Weg weiß.
In der Erdmagie, so wie ich sie verstehe, sollten nur zwei Stationen besondere Aufmerksamkeit erhalten:
Die erste Station ist die "Aufnahme in den Coven" welche in der alten Zeit meist mit dem Erwachsenwerden zusammenfiel und wohl oft im Alter von
dreizehn bis fünfzehn Jahren stattfand. (In diesem Alter galt man in der alten Zeit als erwachsen.) Man bedenke dabei, daß jemand, der
in einer Familientradition aufgewachsen ist, seit frühester Kindheit in kindgerechter Weise schrittweise mit dem alten Wissen vertraut gemacht
wurde. Der junge Mensch hat an diesem Punkt wenigstens sieben Jahre Ausbildung hinter sich. Allerdings war diese Ausbildung wie bereits
erwähnt kindgerecht und vereinfacht, und ein Mensch, der erst als Erwachsener die Erdmagie zu erlernen beginnt, kann sicher nach etwa einem
Jahr ebensoweit sein. Wichtig ist dabei jedoch nicht die Zeit, sondern die innere Bedeutung dieses Schrittes. Er zeichnet diejenige Person aus,
die im erdmagischen Sinne erwachsen, das heißt fähig und bereit ist, ernsthafte erdmagische Arbeit durchzuführen. Dies bedeutet
jedoch nicht, daß die Person auch im spirituellen Sinne erwachsen ist und verantwortungsbewußt handeln wird, vor allem, wenn die
Person die Pubertät gerade erst hinter sich hat. Die "Aufnahme in den Coven" ist also nichts anders als die Aufnahme in den Kreis oder die
Gemeinschaft der Erwachsenen, die ernsthaft die alte Hexenkunst praktizieren, sie ist keine Auszeichnung einer spirituellen Errungenschaft, obwohl
eine gewisse spirituelle "Mindestreife" sicher wünschenswert ist.
Die zweite Station ist diejenige, die ich als "Hexenweihe" bezeichnen möchte, und welche in der alten Zeit meist nur einer einzigen Person
vorbehalten war, welche die Funktion des "Clanoberhauptes" oder des "Dorfheilers und Sehers" innehatte. Diese Person mußte seine
erdmagische Ausbildung vollendet haben und Meisterschaft darin erlangt haben, damit er in der Lage war, alle erdmagischen Aufgaben zum Nutzen der
Familie oder des Dorfes zufriedenstellend auszuführen. In der alten Zeit wählte diese Person nur einen einzigen Nachfolger, den sie
systematisch ausbildete und der schließlich seine (oder ihre) Aufgabe übernahm. Heutzutage erscheint es mir jedoch angemessener,
diesen Schritt nicht auf eine einzige Person zu beschränken.
Schau Dir hierzu auch unser Video "Coven - ein Teil des alten Weges oder der Naturmagie? [Neuheidentum, Paganismus und Hexenkunst] an:
Wie bereits erwähnt, bin ich selbst ein Eingeweihter und Priester der westlichen Mysterientradition und wenn ich dieselbe weitergebe, so tue
ich dies als Teil einer lebendigen Traditionskette.
Dasselbe kann ich nicht von meiner erdmagischen Arbeit sagen, und ich will nicht - wie es Gardner wohl tat - eine falsche Herkunft meiner Quellen
angeben oder den Mythos von einer fiktiven Aufnahme in einen Coven verbreiten.7 Um es gleich klar zu sagen:
Meine Quellen kommen primär aus England, da ich jedoch nie in England gewohnt habe, war ich auch nie Mitglied eines englischen Covens - was
jedoch nicht bedeutet, daß ich nichts über die Arbeit in englischen Coven weiß.
Es gibt zwei Arten von Quellen, in denen die traditionelle Erdmagie überliefert wurde. Zum einen gibt es einige noch überlebende
Familientraditionen, in denen das alte Wissen von der Magie des Landes seit vielen Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben wurde.
Zum anderen gab es einige wenige Dörfer, die seit vorchristlichen Zeiten alte Erd- und Fruchtbarkeitsrituale feierten, und sich gegen die
Christianisierung erfolgreich behauptet haben. Solche "Hexendörfer" mag es zeitweise in ganz Europa gegeben haben, solange es noch einsame
und schlecht zugängliche Orte in ländlichen Gebieten gab. Überbleibsel solcher Dorfkulte findet man auch heute noch in ganz Europa,
in den lokalen Pfingstbräuchen, Erntedankfeiern und anderen dörflichen Traditionen. Je kleiner die Welt jedoch mit dem Fortschritt
unserer Zivilisation wurde, desto mehr mußten diese Dörfer sich anpassen und verschwanden schließlich eines nach dem anderen
von der Landkarte. Das letzte dieser "Hexendörfer" bestand in England noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts, und mußte
schließlich der sogenannten Zivilisation weichen. Es mag sein, daß sich aus diesen "Dorftraditionen" im Laufe ihres allmählichen
Untergangs einige der noch überlebenden Familientraditionen herausgebildet haben, indem zu Zeiten, als es nicht mehr möglich war,
die Bräuche im Dorf zu feiern, das Wissen des "Dorfheilers und Sehers" nur noch im Rahmen der Familie weitergegeben wurde.
Das, was ich über Hexenkunst weiß, habe ich von Menschen wie Paddy Slade und Dolores Ashcroft-Nowicki gelernt, die aus alten,
mündlich überlieferten Familientraditionen oder "Dorftraditionen" stammen beziehungsweise in solchen gelernt haben. Nicht alles,
was mir auf diese Weise, zum Teil vertraulich, vermittelt wurde, kann ich hier öffentlich mitteilen, aber ich werde mich bemühen,
das Wesen des alten Weges so gut es geht zu beschreiben.
Was ich hier darstelle, soll keinesfalls eine detailgetreue Wiedergabe der britischen Erdmagie sein, vielmehr ist es eine Interpretation, die
für Menschen gedacht ist, die nicht die Möglichkeit haben, die alte Hexenkunst bei einem der wenigen Menschen zu lernen, die heutzutage
noch das alte Wissen bewahren. (Meine Schilderung der traditionellen Erdmagie ist gewissermaßen eine Auslegung, die nicht auf einer einzigen
Traditionslinie basiert, sondern Aspekte von verschiedenen authentischen Traditionslinien der Erdmagie in einer Weise kombiniert, die für
den heutigen Menschen praktizierbar ist, wobei ich auch auf meine eigenen Erfahrungen zurückgreife.) Ich folge damit gewissermaßen dem
Ruf des Landes, um Menschen außerhalb von England die Möglichkeit zu geben, mit dem Land zu arbeiten und um dem Land die Möglichkeit
zu geben, mit den Menschen zu arbeiten.
Es gibt auch manche inhaltliche Gründe, nicht zu versuchen, außerhalb von Großbritannien die britische Erdmagie so zu praktizieren,
wie es in Großbritannien üblich ist. Jedes Land hat sozusagen seine eigene erdmagische Anatomie, und was für die britischen Inseln
gilt, mußt noch lange nicht für das europäische Festland gleichermaßen zutreffen. Auch die Mythen, Legenden und Bräuche
unterscheiden sich zum Teil deutlich.
Dennoch läßt sich vieles, was in Großbritannien gilt, auch auf andere Länder übertragen.
Ein viel wesentlicherer Unterschied ist der, dass die meisten Menschen heutzutage keine Landwirte mehr sind und unsere Verbindung mit dem Land
darum eine ganz andere Qualität hat. Um die alte Tradition so weiterzugeben, dass sie für modernen Menschen angemessen ist, muss man
diese Veränderungen unserer Lebenswelt berücksichtigen. Die alten Traditionen waren auch nicht statisch, sondern haben sich mit
wandelnden Lebensumständen weiterentwickelt.10
Die alte Tradition der Erdmagie zeichnet sich vor allem durch drei Aspekte aus:
1. Die Arbeit mit dem Land (sehr wichtig!)
2. Die Kräuter- und Pflanzenmagie - Symbolsprache des Landes
3. Die Feiern und Bräuche der Zyklen des Jahreskreises und des Lebens in der Covengemeinschaft
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1 Erdmagie gehört zum grünen Strahl und rituelle Magie gehört (primär)
zum blauen Strahl und reicht bis zum violetten Strahl (dem Strahl der Mystik). 2 Wicca ist seit 1994 eine in den Vereinigten Staaten staatlich anerkannte Religion. 3 Gardner hat einige Behauptungen aufgestellt, in einen alten Coven aufgenommen worden zu sein,
aber diese Behauptungen haben sich mehr oder weniger als haltlos erwiesen. Auch sein "Gradsystem" und die Struktur seiner Rituale erinnern eher an
ritualmagische oder freimaurerische Quellen als an einen naturmagischen Coven. 4 Aleister Crowley (1874-1947) war ein umstrittener, aber einflußreicher Magier. Er war Mitglied des Golden Dawn
und später Oberhaupt des Ordo Templi Orientis. Er gründete seinen eigenen magischen Orden, den Ordo Agentum Astrum. Wurde von vielen für einen
schwarzen Magier gehalten, weil seine Formel "Tu was Du willst", nach der jeder Mensch seinen Wahren Willen suchen und befolgen soll, oft im Sinne
von "Du darfst alles tun, was Dir beliebt" als Rechtfertigung von egoistischem Handeln mißbraucht wurde. 5 Gerald Gardner war Mitglied des von Aleister Crowley geleiteten Ordo Templi Orientis (OTO). Um sich den
Einfluß Crowleys auf das Wicca zu verdeutlichen, vergleiche man beispielsweise Gardners sogenanntes "Third-Degree Wiccan Initiation Ritual"
mit Crowley's "Gnostic Mass". 6 In diesem Zusammenhang wird aus Unkenntnis oft von einer Abkehr von der "jüdisch-christlich Religion"
gesprochen, was jedoch leider eine unangemessene Formulierung ist. Viele Details, die Menschen unserer Zeit an der christlichen Kirche ablehnen,
werden dabei in einem aus Unkenntnis bestehenden Rundumschlag auch auf die jüdische Religion projiziert. Die meisten Punkte des Anstoßes
sind jedoch nicht nur für das Judentum unzutreffend, sondern oft sogar gegenteilig. Man denke nur z.B. an den christlichen Missionierungseifer
- ein jüdischer Missionar ist ein Widerspruch in sich selbst. Auch die wichtige Rolle der Frau, das positive Verhältnis zur
Sexualität oder die Toleranz anderer Religionen sind einige von vielen wichtigen Punkten, die das Judentum deutlich von der Position der
christlichen Kirche unterscheiden. 7 Man denke dabei nur an Formulierungen wie "Tu was Du willst". 8 Die oben zitierte Aussage von Paddy Slade muß im richtigen Kontext verstanden werden. Zwar ist eine
Familientradition (wie die von Paddy) nicht an sich, das heißt als magische Tradition, hierarchisch aufgebaut, aber die Familie selbst hat
bereits eine klare Hierarchie, so daß sich die Notwendigkeit einer zusätzlichen magischen Hierarchie erübrigt hat. Auch wenn es also keine
ausgesprochene erdmagische Hierarchie gibt, so wird innerhalb einer praktizierten Familientradition die älteste Generation mit großem
Respekt behandelt und hat traditionell die Position des „Clanoberhauptes“ wie im Folgenden beschrieben. Und obwohl es keine ausgesprochene
erdmagische Hierarchie gibt, würde es doch keiner wagen, dem Familienoberhaupt ohne weiteres zu widersprechen. Mit den Worten von Terry Pratchett:
"Im Gegensatz zu Zauberern, die auf eine komplizierte Hierarchie Wert legen, können sich Hexen kaum mit einer strukturierten Organisation der
beruflichen Laufbahn anfreunden. [...] und sie haben keine Anführerin. Unter den Anführerinnen, die es bei Hexen gar nicht gab, genoß Oma
Wetterwachs die größte Hochachtung."
(Terry Pratchett, MacBest, p.10) (Mehr Infos auf Amazon.de * hier klicken!) 9 Gardner, Gerald behauptet in seinem Buch "Witchcraft Today" (1954) (Mehr Infos auf Amazon.de * hier klicken!) er wäre in den "New Forest Coven"
initiiert worden. Diese Behauptung ist seitdem äußerst umstritten und sogar die bloße Existenz eines "New Forest Coven" gilt
heutzutage als äußerst fragwürdig. Selbst Befürworter Gardners gestehen zumeist ein, daß er an manchen Stellen
geflunkert oder sogar Dinge frei erfunden hat. 10 Natürlich braucht es für solche Weiterentwicklungen auch eine gewisse Weisheit. Wo diese fehlte, da sind die
alten Traditionen, wie oben geschildert, ausgestorben, da sie für die Menschen nicht mehr praktikabel waren. Im Sinne der Menschheitsentwicklung
haben sich in der alten Zeit – da, wo sich die Lebenswelt von der Natur mehr und mehr entfernt hat – aus den frühsten naturmagischen Traditionen
mit der Zeit die Zeremonialmagie und die Mysterientraditionen entwickelt. Später gab es auch Rückbesinnungen auf die Natur im Sinne einer
Naturmystik.
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