Was erwarten wir von einer wahren und fundierten magischen Ausbildung? Sie soll uns helfen, die verborgenen Seiten unseres Wesens und der Welt um uns herum tiefer zu verstehen. Hierdurch wollen wir höheren Idealen dienen und ein erfüllteres Leben führen.1
Ein solches Ziel umfasst viele Ebenen. Wir müssen lernen, die höheren Aspekte unserer Lebensaufgabe zu erkennen und sie in unsere Gedankenwelt integrieren. Letztlich können wir unser Leben nur verbessern, wenn wir uns auch in unseren Taten ändern. Auch wenn wir zehnmal ein öffnendes Pentagramm ziehen, werden wir zum zehnten Mal gegen eine Tür laufen, wenn wir nicht einfach ihre Klinke drücken. Eine umfassende Änderung unseres Lebens kann nur geschehen, wenn wir unsere Wahrnehmung, unser Denken, unser Wollen und unser Handeln ändern. Ein großes Problem des modernen Okkultismus liegt darin, dass die meisten seiner Studenten dies zwar auf dem Papier sofort unterschreiben. Sie übersehen jedoch oft, dass das von ihnen herbeigesehnte Ziel nur dann möglich ist, wenn die Beziehung von ihnen zu ihrer okkulten Schule ebenso umfassend und vielschichtig ist. Ich will einige Aspekte dieser vielschichtigen Beziehung in diesem Artikel ein wenig beleuchten.
Zur Verdeutlichung möchte ich zunächst zwei moderne Typen des Okkultisten vorstellen, die es leider nicht gerade selten gibt.
Ende des 1900 Jahrhunderts hat ein radikaler Wandel in der Welt der westlichen Mysterien stattgefunden. In der Antike konnte ein spirituelles Studium nur in der verschlossenen und geheimen Tradition des Mysterientempels stattfinden. Im Mittelalter verfolgte die Kirche jede nicht ihren Lehren entsprechende Schule bis auf den Scheiterhaufen. Ende des achtzehnten Jahrhunderts erscheinen dann von Okkultisten wie Eliphas Levi und Papus Bücher zu dem Thema Magie und Okkultismus erstmals völlig frei erhältlich und offen beworben auf dem breiten Markt. Das vorher wohlbehütete oder in Todesgefahr verborgene Wissen konnte nun viele Menschen auf einfachem Wege erreichen. Nicht zuletzt Israel Regardies Rettung des Wissensschatzes des legendären Golden Dawn, als die wertvollen Lerninhalte dieses Ordens dem Vergessen gefeit waren, zeigt den Wert dieser Entwicklung. Auch heute können viele ernsthafte Studenten der Magie wichtige Inspirationen aus Büchern aufgreifen und zur Verbesserung ihrer okkulten Studien und letztlich ihres Lebens umsetzen. Die breite Publikation des Wissens hat neben diesen ohne Frage großartigen Vorteilen allerdings auch eine Schattenseite: Bereits in den 1960er Jahren kritisiert Walter Ernest Butler eine neue Sorte von Magiern, die es in der Antike und im Mittelalter nicht gab: Die „Ohrensessel-Okkultisten." 2 Sie haben ein ohne Frage hohes Interesse an Magie, konsumieren jedoch rein theoretisch, indem sie sich im besagten Ohrensessel zurücklehnen und jedes in einem Buch niedergeschriebene Wissen aufsaugen. Meiner persönlichen Meinung nach ist dies ihr vollkommenes Recht, da sie die Bücher ja von ihrem (hoffentlich redlich verdienten) eigenen Geld gekauft haben und damit niemanden schaden. Nur sollten sie nicht anderen gegenüber behaupten, sie seien Magier 3 und erst recht sollten sie keine magischen Schulen gründen.
In den 80er Jahren haben sich die Möglichkeiten für Menschen, die ernsthaft Magie und die westliche Mysterientradition studieren wollen, nochmals verbessert. Das 'Magical-Workshop-Movement' (dt. die Magie-Workshop-Bewegung) setzte ein. Bisher waren Menschen, die zu weit von einer aktiven Schule oder Loge entfernt wohnten, oder schlicht und einfach nicht die notwendigen Kontakte hatten, darauf angewiesen, auf eigene Faust mit den Anleitungen eines Buches zu experimentieren, oder einen Fernkurs zu belegen, in dem man ebenfalls zu großen Teilen auf sich alleine gestellt ist. Mit den aufkommenden Workshops war es leichter, Erfahrungen in einem Ritual zusammen mit erfahrenen Magiern zu sammeln. Wieso liegt hier dann schon wieder Kritik an der Luft?
Kehren wir nochmal zu dem Ziel zurück, dass ich am Anfang dieses Textes formuliert habe.
Was erwarten wir von einer wahren und fundierten magischen Ausbildung? Sie soll uns helfen, die verborgenen Seiten unseres Wesen und der Welt um uns herum tiefer zu verstehen. Hierdurch wollen wir höheren Idealen dienen und ein erfüllteres Leben führen.
Jedes Ritual, das ein aufrichtiger Magus oder eine wahre Domina Templi, die diesen Titel in der Tradition der westlichen Mysterien verdient haben schreibt und ausführt, wird niemals dem Zweck dienen, Menschen, die dafür Geld bezahlt haben, ein tolles Event zu bieten. Der Sinn eines Rituals liegt nicht darinnen, dass man sich in hübschen Roben kleidet, mit Regalien4 behängt und ein tolles Happening erlebt. Ein Ritual soll Impulse setzen, indem es Kräfte herbeiruft, die Veränderungen im Leben der Teilnehmer hervorrufen und ihre Wahrnehmung erweitern. Während das Ritual eine Abfolge von symbolischen Handlungen und damit Verbunden spürbaren Kräften zu dem Zwecke darstellt, dass diese Kräfte zur Entwicklung der Seele führen, lässt sich auf jedem Workshop ein großer Teil von Teilnehmern beobachten, die sehr ähnlich vorgehen wie der Armchair-Okkultist. So wie der Armchair-Okkultist mit großer Freude alles Wissen in den Büchern liest, danach aber das Buch zu schlägt und seinem alltäglichen Leben weiter nachgeht, so kehren viele Teilnehmer von Workshops nachhause zurück und berichten von tollen Erlebnissen. Ein Workshop soll eine besondere Zeit sein, in der man sich mit gleichgesinnten Menschen austauschen und Wissen über die Mysterien sammelt. Doch der Kernimpuls liegt bei einem wahren Workshop der westlichen Mysterien darinnen, unsere spirituelle Entwicklung zu fördern. Wenn wir dies ernst nehmen, und nochmals an unser Ziel denken, dann ist dies nur möglich, wenn wir die Erfahrungen, die wir auf einem Workshop gesammelt haben ins Leben tragen, weiter über diese Impulse meditieren und täglich danach streben, sie zu verwirklichen. Wie wollen wir uns selbst und unser Leben tiefer verstehen und uns verbessern, wenn wir 1-2mal ihm Jahr auf einen Workshop fahren und eine Stunde in einem Ritual verbringen, ohne anschließend in unserem Leben weiter an uns zu arbeiten?
Bei all dieser Kritik gilt aber auch das, was ich bereits zu den Armchair-Okkultisten gesagt habe. Grundsätzlich ist ein solches Verhalten nicht bösartig oder schädlich. Der Teilnehmer hat seinen – hoffentlich angemessenen und nicht dem Motto 'je heiliger desto teurer' folgenden – Teilnahmebeitrag für den Workshop ehrlich bezahlt, und hat das Recht, das für ihn herauszunehmen, was er für sich braucht, solange er nicht andere z.B. durch ein sehr unangemessenes Verhalten behindert. Wenn also jemand mit einem offenen Herz an einem Workshop teilnimmt, ist es seine Sache, was er daraus macht – solange er nicht, nur weil er zweimal in seinem Leben mit einem berühmten Okkultisten in einem Anfängerritual stand, behauptet, nun selbst ein großer Lehrer zu sein.
So langsam kommen zwei Fragen auf: Wenn das, was der Ohrensessel-Okkultist und der Workshop-Okkultist machen, nicht wirklich schädlich ist, warum beschreibe ich es hier so ausführlich? Zumal ich doch eingangs versprochen habe, die Beziehung zwischen einem okkulten Studenten und seiner Schule näher zu beleuchten und bisher eigentlich nur von einer ganz bestimmten Arten Studenten gesprochen haben. Die Antwort liegt in der Kombination dieser beiden Fragen.
Wie gesagt sind die Phänomene der Ohrensessel- und Workshop-Bewegungen historisch gesehen jünger, als die ursprünglichen Ziele der westlichen Mysterien. Wir in der Ausbildungsgruppe für rituelle Magie und westliche Mysterien verfolgen diese ursprünglichen Ziele. Wie wollen Menschen die Möglichkeit geben, durch eigene Arbeit Selbsterkenntnis über die tieferen Zusammenhänge ihres Lebens und die verborgenen Dimensionen ihrer Seele zu erlangen, und diese zum Dienste an der Menschheit einzusetzen. Ein solches Ziel kann weder durch ein Ansammeln und Hüten von Kopfwissen noch durch die Teilnahme an Ritualen als 'Wochenend-Happening' verwirklicht werden. Es erfordert tägliche Hingabe und Arbeit im alltäglichen Leben.
In Zukunft werden einige Bücher aus der Arbeit der Ausbildungsgruppe hervorgehen und in regelmäßigen Abständen bieten wir öffentliche Veranstaltungen an. Nun allerdings Klartext: Wer ein rein informelles Wissen über Magie sucht, oder Magie eher als ein Wochenendhobby betreiben will, der kann frei auf die Bücher und öffentlichen Veranstaltungen unserer Gruppe - auch wenn hierin nicht ihre eigentliche Bestimmung liegt5 - zurückgreifen.
Wenn ich das Verhalten des Ohrensessel- und des Workshop-Okkultisten als nicht wirklich schädlich angesehen habe, warum kann ich dann nicht sagen „Lass sie ihres aus der Teilnahme an der Ausbildungsgruppe ziehen, so wie sie anderen eine tiefere Entwicklung ermöglicht. Soll sich doch jeder das Herausziehen, was seiner Entwicklung entspricht?“
Hier sind wir nun bei der Beziehung einer okkulten Schule zu ihren Studenten angelangt. Wer das bisher Gesagte aufmerksam verfolgt hat, wird schnell den Schluss ziehen können, dass eine okkulte Schule viel mehr bieten muss, als eine Abfolge von Workshops oder einer Serie von Briefen, die der Student jeden Monat erhält. Im Falle eines Workshops liegt es in der Natur der Sache, dass der Vortragende mehr vorbereitet, als die Teilnehmer, da man sich oft nicht vorher kennt und keine intensive Betreuung zwischen den Workshops stattfinden kann. Die Forderung einer viel intensiveren Mitarbeit der Studenten einer okkulten Schule liegt nun aber nicht darin begründet, dass der Leiter der Gruppe zu Faul ist, alles alleine zu machen. Selbst wenn er die Zeit dazu hätte, würde es seinem Ziel widersprechen, Menschen zu ihrer eigenen Entwicklung und zu Selbsterkenntnis anzuspornen.
Vergleichen wir eine okkulte Schule mal mit einem anderen Ort, an denen Menschen freiwillig6 eine hohe Qualifikation auf einem Gebiet erreichen wollen: Die Universität. Das Sprichwort „Der hat sich seinen Doktor erkauft.“ bezieht sich wörtlich zwar auf Betrugsversuche, wird aber in der Uni-Szene oft eher in dem Sinne gebraucht „Der hat ja gar nicht die Fähigkeiten eines Doktors, sondern hat nur sein Studium wie in der Schule abgesessen.“ Was sind diese Fähigkeiten und was genau ist der Unterschied zur Schule?
Die Schule endet mit dem Haupt-, dem Realschulabschluss oder dem Abitur. Diese drei haben gemeinsam, dass es sich letztlich nur um die Abfrage von vorher auswendig gelerntem Wissen handelt7. Ein Hochschulabschluss ist jedoch immer mit einer großen Forschungsarbeit verbunden, die etwas völlig Neues zum Fortschritt des Fachgebietes beiträgt. Während der Student in den mündlichen und schriftlichen Prüfungen das von ihm erlernte Fachwissen unter Beweis stellen muss, muss er in der Abschlussarbeit Fähigkeit zeigen, eine qualitativ hohe Forschungsarbeit die zu ganz neuen Horizonten führt ganz auf sich alleine gestellt leisten zu können8. Die Übung für eine solche eigenständige Arbeit geschieht, dadurch, dass der Student regelmäßig eigenständig Referate halten muss. Gerade wenn er eine höhere Hochschullaufbahn anstrebt, kommen viele weitere Aufgaben, die diese eigenständig Arbeit fördern hinzu: Aufgaben der wissenschaftlichen Mitarbeit9, die Betreuung junger Studenten in den sogenannten Tutorien, das eigenständige Halten von Lehrveranstaltungen, die Teilnahme an Konferenzen etc.
Auch wenn wir den Vergleich mit einer Universität nun noch detaillierter weiterführen könnten, führt er gerade für jemanden, der den Alltag einer Universität nicht von innen kennt ein bisschen Weit. Wichtig ist aber, dass der Spruch „Der hat sich seinen Doktor erkauft“ so gemeint sein kann, dass jemand nur Semester lang die Hochschule mit einer Schule für Kinder verwechselt hat, und anstelle sich selbst zu einem Forscher auf hohem Niveau zu entwickeln, nur das Kopfwissen aus den Vorlesungen auswendig gelernt hat10.
Wenn nun eine okkulte Schule den Anspruch hat, ihre Studenten dazu zu fühen, eines Tages selbständig spirituell arbeiten können und vielleicht sogar würdige11 Lehrer der westlichen Mysterientradition werden, dann muss sie mehr bieten, als eine Abfolge von interessanten Vorträgen, die Möglichkeit ab und zu mal in einem Ritual zu stehen, oder interessantes Wissen in Form von Lehrbriefen. Noch nicht einmal eigene Meditationen können alleinig Garant für ein solches Wachstum sein – auch wenn sie eine wichtige Grundlage der spirituellen Entwicklung darstellen, die nicht ausgelassen werden darf. Wie an der Hochschule kann der Student sich nur in hohem Niveau entwickeln, wenn er eigenständige Aufgaben mit eigener Verantwortung übernimmt, anstelle nur vorgekautes Wissen nachzubeten.
Was können solche Aufgaben sein, die nur im Rahmen der regelmäßigen Teilnahme einer okkulten Schule möglich sind? Hier sind einige konkrete Beispiele aus der Arbeit unserer Gruppe, die jedoch nicht den Anspruch der Vollständigkeit erheben.
Diese rein beispielhafte Liste lies sich noch ein gutes Stück ausdehnen. Würde man anstellte meiner kurzen und groben Zusammenfassung die einzelnen möglichen Aufgaben und ihren Nutzen im Detail analysieren, könnte man ein ganzes Buch hierüber schreiben. Dies würde jedoch nichts bringen, da man ja gerade solche Aufgaben praktisch umsetzen muss, um aus ihnen zu lernen. Meditation, Ritual und andere praktische Fähigkeiten sind das A und O einer magischen Ausbildung. In der Antiken Mysterienausbildung war es jedoch selbstverständlich, dass der Kandidat eigene Bücher verfasst, handwerkliche Fähigkeiten erlangt und diese zum Wohle der Menschheit und zu einer umfassenden spirituellen Tätigkeit einsetzt. Selbst der Golden Dawn Orden als Wiege der modernen Mysterienausbildung Wert auf praktische Arbeiten, die über Meditation und Ritual hinausgehen gelegt. Dieser unverzichtbare Wert einer wahrhaften Mysterienschulung hat in den letzten Jahrzehnten gelitten. Und der Trend hält leider an.
Man kann tiefe rituelle und meditative Arbeit alleine machen und sich durch Bücher, Workshops und Foren wichtige Hinweise holen, ohne Mitglied in einer spirituellen Gruppe sein zu müssen. Dies ist ohne Zweifel möglich und ich bewundere jeden, der dies auf hohem Niveau bewerkstelligt. Die Funktion einer okkulten Schule ist, dass Menschen die sowohl ein eigenes tiefes Verständnis und praktische Erfahrung gesammelt haben, als auch in der Traditionskette der westlichen Mysterien initiiert wurden, anderen diesen Weg erleichtern. Bücher und Workshops sind hierbei legitime Werkzeuge, die einen hohen Wert haben, wenn sie auf fruchtbaren Boden fallen. Eine Mysterienausbildung liefert jedoch darüber hinaus viele weitere wichtige Hilfestellungen. Die im letzten Abschnitt von mir beschriebene Lernaufgabe, durch aktive Beiträge wie die Betreuung jüngerer Studenten oder die Mitarbeit am Forum zu wachsen, lässt dabei deutlich erkennen, dass eine Schule der westlichen Mysterien keine Psychosekte mit einem allmächtigen Guru sein kann. Menschen, die nur stumpf die Lehren ihres Meisters nachbeten, ohne selbst zu denken, können keine wahre Verantwortung tragen und somit währe das wahre Ziel einer Mysterienschule gescheitert.
Viele Menschen stoßen sich an dem traditionell überlieferten System der Hierarchie in okkulten Schulen. Sie tuen dies oft mit gerechtfertigten Kritikpunkten, da sich hierarchische Systeme in der Politik als unhuman erwiesen haben und auch in spirituellen Schulen leider viele Negativbeispiele vorliegen. Kritiker übersehen dabei, dass gewisse Hierarchien in unserem alltäglichen Leben natürlich sind. Kehren wir zu unserem Beispiel der Universität zurück. Stellt euch vor, ihr wollt ein großes Fachwissen auf dem Gebiet der Physik erreichen. In einem Seminar an der Universität gibt es klare hierarchische Strukturen: Der Professor leitet den gesamten Rahmen, gibt die Themen vor und entscheidet über die Kriterien der Scheinvergabe. Sein Hilfswissenschaftler betreut Studenten bei Fragen zu Referaten. Es gibt auch Seminare, die erst in höheren Semestern besucht werden dürfen, da sie wichtige Grundlagen voraussetzen. Der Professor ist trotzdem kein Guru: Er verteilt Referate, in denen Studenten ihr eigenes Fachwissen einbringen und lässt sich, wenn er seinem Namen alle Ehre macht (was leider in der Realität nicht immer der Fall ist) auch selbst von einem Studenten korrigieren, wenn dieser neueste Erkenntnisse einbringen kann. Dennoch erkennt jeder den Professor als eine Person mit einem fundierten Wissen an, die gut entscheiden kann, welche Gestaltung des Seminars am besten ist. Würden sich die Studenten in jeder Sitzung einfach nur in den Kreis setzen und jeder würde seine persönliche Meinung zum Thema sagen, würde man nicht so weit kommen, als in einer vom Professor mit seinem Fachwissen organisierten Reihe von Referaten und Vorträgen.
Nun stellt euch vor, ihr meditiert und habt in einer Meditation Erfahrungen, die Euch verunsichern. Hättet ihr Lust, dass derjenige der Euch betreut keine Ahnung von nichts hat und Euch irgendeinen völlig unbedarften Tipp gibt. Vielleicht sind auch seine ethischen Werte gar nicht so hoch, und es geht ihm mehr um das Geld, dass ihr für seine Betreuung bezahlt... Ihr wollt bestimmt, wenn ihr eine Ausbildung in Magie beginnt, sicher sein, dass ihr bei Fragen gut betreut werdet und eure Lehrer ein tiefes Wissen, viel praktische Erfahrung und hohe ethische Werte haben. Genauso wie eine Professur an der Universität nicht von jedem in drei Monaten erreicht werden kann, genau so wenig kann ein Student in der Ausbildungsgruppe für rituelle Magie nach ein paar Tagen jüngere Studenten betreuen. Er muss ein Mindestmaß an praktischen Fähigkeiten und theoretischem Wissen aufbringen und sich als ein verantwortungsbewusster Mensch mit hohen ethischen Prinzipien erwiesen haben15. Dies geschieht zum Schutz neuer Studenten und wird die Entwicklung des Studenten, der diese Aufgabe erreicht hat, um so mehr vertiefen.
Ein weiterer sehr wesentlicher Faktor ist, dass die Ausbildungsgruppe für westliche Mysterien wie jede okkulte Schule mit einem lebendigen Kontakt zu den inneren Ebenen ein Stufensystem von Initiationen als fundamentalen Weg der inneren Entwicklung in einer Bruderschaft ansieht. Über das Wesen einer solche initiatischen Schulung kann - und wird - ein eigenes Buch entstehen, weshalb ich es dieses Thema an dieser Stelle nur kurz erwähnt haben wollte. Mir ging es nur darum, aufzuzeigen, dass eine gewisse, natürliche Hierarchie im Sinne aller Studenten ist. Ganz entgegen einer Unterdrückung neuer Mitglieder stimmen wir in organisatorischen Fragen zur Gestaltung der Treffen usw. demokratisch ab. Im Rahmen der brüderlichen Verbundenheit jedoch auf den Rat erfahrener Mitglieder zu vertrauen und wie sie schrittweise zu lernen, Verantwortung für andere zu übernehmen, hat nicht nur den Nutzen, allen eine möglichst sichere und nahe Betreuung in ihrer Entwicklung anzubieten. Es trainiert persönliche Fähigkeiten wie die Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten Fragen zu den Mysterien und die Fähigkeit zu lehren. All dies kommt wieder dem Eingangs von mir formulierten Ziel zugute: Mit Hilfe dieser Fähigkeiten können wir die verborgenen Seiten unseres Wesen und der Welt um uns herum tiefer verstehen und entwickeln - und so letztlich ein erfüllteres Leben führen.
Was ist also der Unterschied zwischen einer wahrhaften spirituellen Entwicklung und den Armchair- bzw. Workshop-Okkultisten? Das Ziel einer wahrhaften spirituellen Entwicklung liegt darin, dass der Student sein gesamtes Leben verbessert, indem er die tieferen Zusammenhänge seines Daseins erkennt und mit Hilfe dieser Erkenntnisse praktische Schritte zur Verbesserung seines Lebens und im Dienste an hohe Ideale geht. Demgegenüber sammelt der Armchair-Okkultist Wissen im Kopf an und der Workshop-Okkultismus erhält zusätzlich kurze Einblicke in die praktische Arbeit. Beide nutzen die wertvollen Schätze, die Bücher und Workshops liefern können jedoch nicht (bzw. nur in einem sehr eingeschränkten Maß) dazu, sich selbst und ihr Leben zu verbessern. Eine tiefgründige Veränderung und Verbesserung allerdings kann nur mit täglicher Hingabe geschehen. Dies trifft auf alles im Leben zu. Nur der tägliche Gang in die Schule, die Ausbildungsstätte oder die Arbeit prägen unser Leben tiefgründig. Ein Hobby ist eine wichtige und wundervolle Sache und auch von unseren Hobbys können wir viel lernen. Wenn wir jedoch im Sinne des Eingangs von mir formulierten Ziels unser Leben verändern wollen, dann müssen wir auch genügend Energie in unsere Entwicklung stecken, damit mehr Veränderung eintreten kann, als durch einen gelegentlichen Zeitvertreib.
Um es ganz deutlich zu sagen: Eine wahre Mysterienausbildung sollte den höchsten ethischen Idealen entsprechen16, denn sie strebt ja an, dass die Studenten diese Ideale in ihrem Leben nach bestem Vermögen umsetzen. Die Toleranz des Freien Willens ist selbstverständlich eines dieser Ideale. Niemand wird von der Mitgliedschaft in der Ausbildungsgruppe für rituelle Magie ausgeschlossen, weil er ein gewisses Pensum der Arbeit nicht leistet. Er muss sich jedoch bei all dem hier Gesagten bewusst machen, dass seine persönliche Entwicklung wie auch das Voranschreiten in der Ausbildung ohne tägliche Arbeit nur deutlich langsamer möglich sind. Ein Sonderfall kann eine besondere Lebenssituation darstellen. Ohne Frage kann in Ausnahmesituationen wie einer Trennung aus eine langjährigen Partnerschaft, beruflichen Umstellungen, Krankheit, familiären Probleme etc. eine Lebensphase auftreten, die eine besondere Zuwendung und Opfer in verschiedensten anderen Lebensbereichen und hiermit auch in der spirituellen Arbeit. Auch hier fordern unsere ethischen Ideale, dass niemals eine Pflicht gegenüber unseren Mitmenschen und unserer Lebensverantwortungen zu vernachlässigen ist. Sehen wir solche Situationen jedoch als besondere Umstände an, dann sind sie nicht die Regel. Wenn Magie unser Leben verändern soll, dann sollte es auch unser Ziel sein, uns aus Krisen und besonderen Situationen wieder hinaus entwickeln zu können. Wie wollen wir unser Leben durch Magie verändern, wenn wir in unseren Problemen stehen bleiben? Eine besondere Situation ist somit nur dann eine Ausnahme, wenn sie überwunden wird und wieder von der regelmäßigen spirituellen Arbeit abgelöst ist. Eine Krise ist somit vielleicht ein paar Monat lang, wird jedoch zum Lebensmuster, wenn sie über Jahre aufrecht erhalten wird. Wenn ein Mensch nur von einer Krise in die nächste Krise, die ihn an seiner spirituellen Arbeit hindert, fällt, sollte er sich in großer Ehrlichkeit fragen, ob er wirklich eine solche Arbeit von Herzen leisten will, oder die Vielzahl der Krisen sich zu einer Ausrede vor sich selbst entwickelt haben.
Wieviel täglichen Zeitaufwand kann man nun als Richtschnur18 für solche Aufgaben angeben. Von täglich zehn Minuten meditieren und nochmal schnell ein paar Emails schreiben bis z.B. einem stundenlangen Moderieren des Forums sind hier ja keine Grenzen gesetzt. Um hier realistische und nachvollziehbare Angaben zu machen, möchte ich zuerst zwei fundamentale Punkte nennen:
Dies gesagt, möchte ich auf den Vergleich mit der Universität zurückgreifen. Ohne Frage ist es für einen Menschen, der arbeitet und evtl. Familie hat unmöglich, zusätzlich noch ein komplettes universitäres Studium zu absolvieren. Für Berufstätige ist aber in den meisten Studiengängen ein Fernstudium möglich, auch wenn es besondere Hingabe erfordert. Da Magie mehr sein, muss als eine Freizeitbeschäftigung, muss man aber für tiefgründig Veränderungen auch eine besondere Hingabe einbringen.
Erfahrungsberichten nach fordert ein Leben mit einem Fernstudium Einschränkungen, ist aber machbar. Interessanterweise wird auch hier berichtet, dass man es nur dann schafft, wenn man sich täglich Zeit dafür reserviert. Nur ab und zu am Wochenende etwas lesen, reicht nicht aus. Die meisten Erfahrungsberichte und Richtlinien gehen von eineinhalb Stunden Zeitinvestition am Tag aus. So können wir diesen Rahmen als ungefähre Richtlinie auf ein spirituelles Studium neben der Berufswelt übertragen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Meditationen ca.20-45 Minuten Zeit in Anspruch nehmen, bleibt noch ca. 1 Stunde täglich für das Verfassen der persönlichen Meditationsaufzeichnungen sowie eigenverantwortlicher Arbeiten für die Gruppe als Ganzes.
Auch wenn das Schaffen dieses Zeitrahmens zunächst einige Beschränkungen und Umstellungen in der Alltagsgestaltung fordert, ist zu bedenken: Tätigkeiten wie die Meditation, Studien zu den Mysterien und die Betreuung anderer sind keine lästigen Pflichten, sondern Arbeiten die einen nicht nur durch ihre Ergebnisse in der eigenen Entwicklung bereichern, sondern auch während der Tätigkeit einfach Spaß machen. Man wird hier mehr Freude haben, als in einem Fernstudium, in dem man sich für einen Abschluss doch mal durch unliebsame Texte quälen muss. Durch die innere Entwicklung wird man zudem auch in den nicht-spirituellen Lebensbereichen zu einem ausgeglicheneren und erfüllteren Menschen. Freundschaften werden intensiver und wenn man ehrlich ist, mag man solche erfüllenden Arbeiten dem meist doch recht sinnfreien Feierabend-Fernsehen gegenüber bevorzugen.
So kann ich den geneigten (oder inzwischen von meinen schamlosen Denutationen des Armchair- oder Workshop-Okkultisten verärgerten) Leser zu Ende dieses Textes auf eine Reise einladen. Wenn Magie uns helfen soll, uns selbst tiefer zu verstehen, höheren Idealen zu dienen und ein erfüllteres Leben zu führen, wie ich es eingangs formuliert habe, dann ist es an der Zeit unser Leben an jedem Tag ein Stück weiter zu verbessern. Dies kann nach meiner persönlichen Ansicht nur durch den in diesem Artikel beschriebenen Weg - einer vielschichtigen spirituellen Arbeit - geschehen. Die Ausbildungsgruppe für rituelle Magie bietet ein umfassendes Trainingsprogramm, das solche positiven Veränderungen bewirken kann. Doch alleine in der persönlichen Anwendung und Umsetzung der Übungen zu konkreten Ergebnissen liegt ihr Wert und nur der Student selbst kann sie durch seine tägliche Hingabe zur magischen Veränderung seines Lebens anwenden.
Sonnenkind, 27.10.09
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