Visualisation ist eine wichtige Grundfähigkeit für den Studenten der Magie. Jeder Magier sollte in der Lage sein klare astrale Bilder aufzubauen. Hier ein Wort der Erklärung: Wenn man etwas visualisiert, dann sieht man es vor dem inneren Auge. Das ist dasselbe, wenn ich mich an das Gesicht einer mit bekannten Person erinnere und sie vor mein inneres Auge hole. Ich sehe sie dann nicht physisch. Wenn ich eine solide Wand vor mir in der Mitte des Raumes visualisiere, dann ist es nicht so, das ich mit meinen physischen Augen die gegenüberliegende Zimmerwand nicht mehr sehen könnte. (Gelegentlich wird behauptet man müsse die visualisierten Objekte mit den physischen Augen sehen, aber das ist falsch, denn sie sind astrale Formen und deshalb sehen wir sie natürlich mit den astralen Sinnen. Dennoch sollten wir sie so klar sehen als wären sie tatsächlich vorhanden.) Achte immer darauf alle Visualisationen mit allen Sinnen wahrzunehmen. Wenn ich ein Feuer visualisiere, sollte ich es die Flammen und gegebenenfalls den Rauch sehen, ich sollte das Knistern des Holzes hören, ich sollte die Wärme spüren und den Geruch des Rauches riechen. Anfangs ist dies sicher schwer, aber Übung macht den Meister. Um klare Bilder zu Visualisieren muß man zuerst genau beobachten, und dann das Beobachtete aus der Erinnerung entstehen lassen. (Man kann kein Bild im Geiste aufbauen, wenn man nicht vorher genau beobachtet hat, wie es aussehen soll.) Die folgenden Übungen werden Dir zur Verbesserung Deiner natürlichen Visualisations- und Wahrnehmungsfähigkeiten von großem Nutzen sein, insbesondere wenn Du in Meditationen oder Ritualen Schwierigkeiten hast innere Bilder deutlich aufzubauen.
Kimspiel
Der englische Schriftsteller Rudyard Kipling beschrieb in seinem Roman "Kim" das Leben eines Weisenjungen, der von einem britischen Soldaten stammt und von einem buddhistischen Lama erzogen wurde und der schließlich vom britischen Geheimdienst rekrutiert wurde. Kim zeichnete sich vor allem durch seine Intelligenz und seine hohe Merkfähigkeit aus.
Kims Merkfähigkeit ist aber nicht vom Himmel gefallen. Kipling beschreibt wie Kim anfangs die nach ihm benannten Merkspiele mit einem jüngeren indischen Jungen spielt und zu seinem erstaunen feststellt, daß dieser ihm trotz seiner Jugend haushoch überlegen ist. Er fragt wie man diese Meisterschaft erlangt und erhält als Antwort "Indem man es so lange macht, bis man es gut macht!"
Ein Kimspiel ist ein Spiel, bei dem man das Wahrnehmungsgedächtnis zu schulen. Es gibt Kimspiele für alle fünf Sinne, obwohl die visuellen am bekanntesten sind.
Kimspiele für die visuelle Wahrnehmung (Sehen)
Den Mitspielern wird ein Tablett mit einer Anzahl von kleinen Gegenständen (im Roman: Juwelen) gezeigt, damit sie sich diese einprägen können. Nach Ablauf einer festgelegten Zeit (anfangs ca. 1 Minute) wird das Tablett mit einem Tuch oder einer Decke verdeckt, und die Mitspielern sollen alle Gegenstände aufzählen (und ggf. beschreiben oder die Anordnung wiedergeben).
Den Mitspielern wird ein Bild gezeigt - je nach Fähigkeiten unterschiedlich komplex. Nach Ablauf einer festgelegten Zeit (anfangs ca. 1 Minute) wird das Bild abgedeckt und es werden Fragen gestellt: Z.B. Wie viele Menschen sind auf dem Bild? Wie viele davon sind Frauen? Wer hatte einen Mantel an? Welche Haarfarbe hatten die Personen? Sind Tiere auf dem Bild? Wie viele Bäume waren zu sehen? Welche davon waren Obstbäume? usw... Wenn Du dieses Spiel ohne Partner spielen willst, nimm Bilder oder Potos aus einem Buch (oder aus dem Internet) und betrachte sie. Dann klappe das Buch zu und überlege, woran Du Dich erinnerst. Dann kontrolliere es.
Ein Mitspieler wird hinausgeschickt und es wird etwas im Raum oder an den anderen Mitspielern verändert. (Z.B. könne jemand ein Kleidungsstück oder eine Brille an/ausziehen oder mit einem anderen tauschen, den Sitzplatz ändern, usw... Wenn der Mitspieler den Raum wieder betritt, muß er raten was sich verändert hat.
Ein oder mehrere Mitspieler werden durch einen Raum oder einen Gebäudekomplex geführt. Danach werden ihnen Fragen gestellt. Z.B. Was war in dem vorletzten Raum? Was stand auf dem Tisch? Welche Farbe hatte die Vase? usw... (Eine Variation davon ist es, wenn die Person mit geschlossenen Augen geführt wird und an festgelegten stellen die Anweisung bekommt für 10-20 Sekunden die Augen zu öffnen. Am Ende von einigen solcher Stationen soll er erzählen, was er sich gemerkt hat.) Du kannst diese Übung auch alleine durchführen, indem Du sie z.B. auf dem täglichen Arbeitsweg ausführst. Beobachte genau und versuche jeden Tag ein oder besser mehrere neue Details zu finden. (Z.B. Weißt Du auswendig, welche Farbe das Haus der nächsten Straßenecke hat? Welche Form und Farbe hat das Dach? Welche Form hat der Briefkasten des Hauses?)
Eine modernere Version eines Kimspiels ist das bekannte Memory.